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MÄNNER AUF
DISTANZ

MEN ON A
DISTANCE 

SECTION III

III.1     Fabel  -  Fable
III.2     Duisburg Vorstadtbahnhof  -  Duisburg Suburban Train Station
III.3     Die Seiltänzerin  -  The Tightrope Walker
III.4     Verkrüppelung  -  Crippledom
III.5     Ordnung  -  Order
III.6     Und Dein Gesicht wird zum Gedicht  -  And your Face becomes a Poem

III.7     Frühlingsanfang  -  Beginning of Spring
III.8     Fragen an den Mann auf der Bühne  -  Questions to the Man on Stage
III.9     Septembertränen  -  September Tears
III.10   Mann auf Distanz  -  Man on a Distance
III.11   (Fragment)  -  (Fragment)
III.12   Affäre  -  Affair
III.13   Wieder mal der Fall  -  Once again the Fall
III.14   Silbergold  -  Silvergold
III.15   Mit Dir und alleine  -  With you and alone
III.16   Versprochen
III.17   Angesichts der Angebrochenen Liebe  -  In the Face of Inchoate Love
III.18   Sirenenlied  -  Siren's Song
III.19   Nur eine Vorübergehende Geschichte  -  Only a Passing Affair
III.20   BILANZ  -  BALANCE
III.21   Dieser Abend-Anleihe an Sarah Kirsch  -  This Evening-Loan from Sarah Kirsch
III.22   Europäische Gedanken  -  European Thoughts
III.23   Schachernst  -  Chess Earnestness
III.24   Schlangenküsse  -  Snake Kisses
III.25   Homo Ludens  -  Homo Ludens
III.26   Dort Draussen  -  Out There
III.27   Love Letter  -  Unsent
III.28   Zwischenleben  -  In-between Life
III.29   Unspoken Love
III.30   Der Goldene Pegasus  -  The Golden Pegasus
III.31   Pan
III.32   On Youtube



 

FABEL

(für Martin)

Immer wieder und wieder

Zieht es mich machtvoll hin zum

Schönen Löwen mit der weichen Haut

Den hellbraunen Locken - unnötig, dass

Er mich ruft:

Ich komme von allein sein Gesicht zu sehen.

Er hypnotisiert mich, habe noch keine Formel gefunden

Mich von seinem Bann freizusprechen:

Seine Augen liebe ich seinen Duft -

Will ich ihn küssen

Zermalmt er mich mit seinem Raubtiergebiss,

Reißt mir Fleisch aus dem Körper.

Lässt er mich endlich los

Bin ich nur noch Fetzen und ich weiß

Morgen schleiche ich mich wieder

Zu ihm hin bis er mich - eines Tages -

Ganz auffrisst.

 

 

(1984)

FABLE

(for Martin)

Again and again

I am powerfully drawn to the

Beautiful lion with the soft skin,

The auburn locks – unnecessary that

He calls me

I come on my own accord to see his face.

He hypnotises me, have not yet found the formula

To acquit myself from his spell:

His eyes, I love his scent -

When I want to kiss him

He crunches me with his predator's bite,

Rips flesh from my body.

When he finally releases me

I am reduced to shreds and I know

Tomorrow I am again going to sneak

To him until – one day – he will

Eat me whole.

 

 

(1984)

DUISBURG VORSTADTBAHNHOF

(für Martin)

In dieser Gegend

Ist der Himmel besonders grausam:

Eine unendlich traurige Wand

Aus Nebel und Verlassen

Hinter kahlgesichtigen Häusern, Häusern,

Kalten Bahnhöfen.

Weihnachtsbäume hinter beschlagenen Scheiben

Versuchen sich in glitzerndem Trost

Keine Chance haben sie

Gegen die feuchte Trübheit

Der Verlorenen Liebe sie lassen mich wissen:

Ich gehöre niemandem zu.

 

 

(1984)

DUISBURG SUBURBAN TRAIN STATION

(for Martin)

In this region

The skies are particularly cruel.

An endlessly sad wall

Consisting of fog and abandonment

Behind bald-faced houses, houses,

Cold train stations

Christmas trees behind misted-up windows

Are dabbling at shiny solace.

No chance they have

Against the humid greyness

Of the lost love they let me know:

I do not belong to anybody.

  

(1984)

DIE SEILTÄNZERIN

(für Martin)

Zuerst

Bemerkte sie nicht daß das Seil

Auf dem sie zu tanzen gewohnt war

Jeden Abend, Kunststücke und Saltos aufführte,

Schwankte, ganz leicht,

Beinahe unmerklich

Möglich auch

Sie wollte es nicht bemerken - aufkeinenfall,

Weil sie nichts so sehr fürchtete wie den

Fall in unbekannte Abgründe.

 

Als

Die Vibrationen stärker wurden meinte sie

Erfahren genug zu sein um sich oben halten zu können.

Nicht nötig, Tänze und Saltos aufzuführen, Gehen reichte;

Seile taumeln zuweilen, das legt sich sagte sie

Zuversichtlich den Freunden.

Möglich auch

Sie wollte nicht daran denken - keingrundzurpanik

Weil sie sie Angst hatte vor dem

Sturz vielleicht in Meere in Krater in Gletscherspalten.

 

Inzwischen

Schaukelte das Seil so stark dass Gehen unmöglich wurde,

Nur noch torkeln konnte sie auf dem dünnen unberechenbaren Strich.

Wenn ich mich mit beiden Händen anklammere

Kann nichts passieren ich muß Geduld haben

Wenn ich’s überstehen will rief sie.

Möglich auch

Sie wollte nicht ohnmächtig werden - immerruhigatmen

Beim bloßen Gedanken an

Den bevorstehenden Absturz in die dünne Luft.

​

Dann

In einer Nacht stürzte sie ab.

Der Fall dauert nunmehr wochenlang,

Noch immer ist sie nirgendwo aufgekommen,

Windet sich in der Luft dreht sich um die eigene Achse.

Fühlt sich

Schwerelos mit schwerem Los schwerelos

Schlägt die Hände vors Gesicht

Es ist ihr bisweilen egal wo sie

Landen wird im Sicherheitsnetz auf Gras auf spitzen Klippen.

 

Am Ende

Will sie nur die Erlösung aus dem Schwebefallzustand.

  

(1984)

THE TIGHTROPE WALKER

(for Martin)

In the beginning

She did not remark that the rope

Upon which she was used to dancing

Each evening, doing flips and somersaults,

Was swaying, very slightly,

Almost imperceptibly

Also possible

She did not want to notice - bynomeans,

Since she feared nothing more than

Falling into unknown chasms.

 

When

The vibrations became stronger she thought to be

Experienced enough to be able to keep herself on top.

Unnecessary, to perform dances and somersaults, walking was sufficient;

Ropes lurch sometimes just a thing of the moment she said,

Confidently to the friends.

Also possible

She did not want to think about it - noreasonforpanic

Because she was afraid of the

Plunge maybe into oceans into craters into crevasses.

 

Meanwhile

The rope was rocking so strongly that walking had become impossible,

She could only stagger on the thin unpredictable line.

If I cling onto it with both hands

Nothing can happen I ought to have patience

If I want to come through she shouted.

Also possible

She did not want to faint – alwaysbreatheslowly

At the mere thought of

The imminent tumble into thin air.

​

Then

In the course of one night she plummeted.

The fall has been lasting for weeks now,

Still she has landed nowhere,

Contorting herself in the air turning around her own axis.

Feels sometimes

Weightless weighty fate weightless

Keeps covering her face with her hands

Now and then she does not care where she will

Land in the safety net upon grass upon spiky cliffs.

 

At the end

She just wants release from the hover-fall state.

  

(1984)

VERKRÃœPPELUNG

(für Martin)

In dieser Nacht

habe ich mein Herz in Ketten gelegt

es taubstumm gemacht,

seine Hände und Füße gebrochen,

ihm Tranquilizer verabreicht.

 

Jede Minute

bewache ich es -

mein kostbarster Schatz

hat die Eigenschaft wegzulaufen

sich zu verschenken.

 

An Dich

Der es nicht verdient

Der nicht weiß ob er’s haben will

Der mit ihm spielt

Der es malträtiert, gewollt, ungewollt.

 

Für immer, mein Herz gehört mir

ich werde es behalten

lieber ein verkrüppeltes Herz

für mich allein

als ein heiles das

zu Dir rennt und

keine Aufnahme findet.

 

 

(1984)

CRIPPLEDOM

(for Martin)

Tonight

I have chained up my heart

made it deaf and dumb,

broken its hands and feet

given it tranquilisers.

 

Every minute

I stand sentinel over it -

my most valued treasure

has a habit of escaping

to give itself away.

 

To you

Who does not deserve it

Who does not know whether he wants it

Who plays with it

Who maltreats it, willingly, unwillingly.

 

Forever, my heart is mine

I will keep it:

better a crippled heart

all for myself

than a whole one

running to you and

being refused admittance.

ORDNUNG

(für Martin)

Ich wollte

endlich Ordnung schaffen

mich von Dir befrei’n

die unsichtbare Umklammerung

endgültig lösen

deine Krallen aus meinem Fleisch reissen

vor Gewaltanwendung schreckte ich keineswegs zurück.

 

Ich beschloß

dir keinen Einlaß mehr zu gewähren

in mein Herz

schloß Türen und Fenster

verkittete sorgfältig alle Ritzen

ließ Dich draußen steh’n sagte um so lauter

neinneinnein je heftiger Du anklopftest.

 

Ich kehrte aus

fegte weg was an dich erinnerte

baute daraus den Scheiterhaufen

für die endgültige Verbrennung zu

Asche solltest Du werden

in meinem Leben ich verweigerte Dir

die Letzte Kommunion.

 

Ich dachte

nichts mehr zu fühlen

für Dich

da flogen mir plötzlich aus tiefster Tiefe

schwere glühende Steine entgegen

ins Gesicht ins Herz und

sie begruben mich.

​

Ich kroch

gelähmt schwer verletzt

zum Scheiterhaufen es gelang mir

nicht, einfach nicht

ihn zu entfachen

zu schwach war ich ein

verwundetes betäubtes Bündel.

​

(1984)

​

​

ORDER

(for Martin)

I wanted to

establish order, finally

liberate myself from you

free myself from the invisible embrace

for good

pull your claws out of my flesh

I did not shy from using force.

 

I decided

to refuse you admission

to my heart

locked doors and windows

carefully sealed all gaps

left you standing outside said nonono

the heftier you knocked.

 

I swept out

brushed away items that reminded me of you

built a pyre from them

for the final incineration

you should become ashes

in my life I refused you

viaticum.

 

I thought

I had no feelings anymore

for you

when suddenly from the deepest depth

heavy blistering stones came flying

into my face my heart and

they buried me.

​

I crept

paralysed heavily injured

to the pyre I could not manage

absolutely not

to set it on fire

too weak I was a

wounded stupefied bundle.

 

 (1984)

UND DEIN GESICHT
WIRD ZUM GEDICHT

(für Martin)

Die Welt riecht heute pur und frisch

Stolz stellt sie aus ihr junges Grün

Auf’r Parkbank macht man reinen Tisch

Nachhaus‘ muß man sich nicht erst bemüh’n.

 

Galante Abschiedsworte – kalt wie Fisch

Unter wasserperlenden Kastanien die rosa blüh’n

Das Ende wie der Anfang: Einfach lyrisch -

Es begann wo süße Pflaumen Duft versprüh’n.

 

Diesmal weiß ich’s sicher – bin ich seherisch?

Du verschwindest von meines Leben’s Bühn‘

Für immer. Der laue Regen – so notorisch

Dein allerletzter Kommentar, Dein Rücken kühn.

 

Lang‘ schau‘ ich ihm nach – ganz melancholisch

Wird zum winz’gen Punkt im Hofgarten-Grün

Ohne Dich umzudreh’n schreitest Du herrisch

Weiter auf’m Pfad zu Deines Curriculums Fortune.

 

Ohne mich – zu arm, zu ungereimt, zu poetisch

Alle Teile die ich an Dir liebte verglüh’n

Unter den stetigen Regentropfen, wie malerisch.

Verschwunden nun der Punkt in den Avenuen.

 

Was man sich im Zwielicht des Boudoirs verspricht

Es hat schlicht kein Gewicht

Es zerbricht Schicht um Schicht

Unter des Tages’ Licht klarer Sicht.

 

Und Dein Gesicht wird zum Gedicht.

​

​

(2023)

​

AND YOUR FACE
BECOMES A POEM

(for Martin)

Today the world smells pure and fresh

Proudly it exposes its young greenery

On a park bench we wipe the slate clean

No needless to make the effort to hike home.

 

Gallant farewells - cold as fish -

Under chestnuts sporting watery pearls and rosy bloom

The end is like the beginning – simply lyrical:

It started where sweet plums spray their perfume.

 

This time – I know for sure: am I a visionary?

You’ll vanish from the stage of my life

Forever. The lukewarm rain – so notorious -

Your ultimate comment, your back bold.

 

I am gazing after it for a long while – quite melancholically

It becomes a tiny dot within Court Garden’s greenery

Without looking back you stride masterfully

Further towards your curriculum vitae‘s fortune.

 

Without me – too poor, too unrhymed, too poetic -

All parts of you that I once loved burn up

Under the steady raindrops, how picturesque

The dot has disappeared within the avenues.

 

Promises made in the twilight of the boudoir

They simply don’t have any weight

They break – layer after layer

Under daylight’s clear sight.

 

And your face becomes a poem.

 

((2023l)

 

FRÃœHLINGS

ANFANG

(für Erik)

Noch verzieht der Himmel in Deinem Fenster

nur zögernd sein wolkiges Gesicht

zu einem Lächeln.

 

Noch frißt die Elster, dies‘ spitzschnäblige Untier

die Knospen an den Ahornästen

das Grün verweigert sich.

 

Noch singen die Vögel ihr Morgenlied

ihr Abendlied nur leise und verharrend

in gedecktem Moll.

 

Noch zittere ich in der Kälte

mein Gesicht verschleiert

von Winterresten.


Nur Du bist schon ganz Frühling:

Deine Augen hyazinthenblau.

Deine Hände birkenzweigfein.

Deine Haut weidenkätzchenzart.

 

Strahl‘ mich an, sei der Regenbogen

über den auch ich zum Frühling gehe.

​

​

(1985)

BEGINNING OF SPRING

(for Erik)

Yet the sky in your window does

only hesitantly crease its cloudy face

into a smile.

 

Yet the magpie, this sharp-beaked beast, eats

the buds on the maple branches

the green refuses itself.

 

Yet the birds sing their morning song

their evening song only quietly and persistingly

in a muted minor key.

 

Yet I am trembling in the cold

is my face veiled

with the remainders of winter.

 

But you are already wholly spring:

Your eyes hyacinth blue.

Your hands fine like birch twigs.

Your skin soft like willow catkin.

 

Beam at me, be the rainbow

upon which I also walk towards the spring.

​

(1985)

FRAGEN AN DEN MANN AUF DER BÃœHNE

(für Joachim)

Wie heißen Deine Träume?

Welche Bilder siehst Du?

Welche Ufer erkennst Du?

Haben diese Dinge Namen?


Wie wirken Deine Taten?

Welche Dinge tust Du gut?

Welche Häuser hast Du gebaut?

Kannst Du mit ihnen, in ihnen leben?

 

Wo sitzt Dein Herz?

Welchen Zielen ist es verschrieben?

Welche anderen macht es im gleichen Rhythmus pochen?

Gehorcht es Dir manchmal nicht?

 

Wo lebt Deine Liebe?

Welchen Frauen, welchen Männern kommt sie zu?

Welchen Kreis umarmt sie?

Kannst Du sie verschenken ohne sie zu verlieren?

 

 

(1987)

QUESTIONS TO THE MAN ON STAGE

(for Joachim)

What are your dreams called?

Which images do you see?

Which shores can you recognise?

Do these things have names?

 

How do your deeds take effect?

Which things are you doing well?

Which houses have you built?

Can you live with them, in them?

 

Where does your heart reside?

Which are its goals?

Which others does it make pound in the same rhythm?

Does it sometimes disobey you?

 

Where does your love live?

Which women, which men does it belong to?

Which group of people does it embrace?

Can you give it away without losing it?

 

 

(1987)

SEPTEMBERTRÄNEN

(für Joachim)

So ist der Sommer vorbei.

So ist der Geburtstag gefeiert.

 

Noch sind die Tage lang und warm.

Noch sind die Früchte nicht geerntet.

Noch tanzen die Schmetterlinge ums Haus.

Noch liege ich täglich in Deinen Armen.

 

Die Spinnen erobern langsam, aber stetig die Zimmer.

Die anmutige Kastanie verliert ihre ersten Blätter.

 

Noch weiß ich, wie sie im April zuerst sprossen.

Noch weiß ich, wie die ersten Farben lächelten.

Noch sind alle ersten Erinnerungen wach. Und

Noch immer liege ich täglich in Deinen Armen.

 

Das Herz rüstet sich zum Winter.

Das Jahr macht sich auf zur Neige.

 

Noch denkt niemand an das Neue.

Noch umarmt der späte August seine Lebensfülle.

Noch trübt keine Septemberträne das Land. Und wie lange

Noch liege ich täglich in Deinen Armen?

 

 

(1987)

.

SEPTEMBER TEARS

(for Joachim)

Now the summer is over.

Now the birthday has been celebrated.

 

Yet, the days are long and warm.

Yet, the fruits have not been harvested.

Yet, the butterflies are dancing around the house.

Yet, I am lying in your arms every day.

 

The spiders are slowly, but persistently conquering the rooms.

The charming chestnut is losing its first leaves.

 

Yet, I know how they first sprouted in April.

Yet, I know how the first colours were smiling.

Yet, all first memories are awake. And

Yet, I am lying in your arms every day.

 

The year is drawing to its end.

The heart is arming for winter.

 

Yet, nobody is thinking about the new one.

Yet, late August is embracing its vivacity.

Yet, no September Tear is marring the land. And how much longer

Will I be lying in your arms every day?

 

 

(1987)

MANN AUF DISTANZ

(für Joachim)

Ich liebe Sie nicht, werter Herr.

Doch ich mag Ihren Körper, Ihre Haut, Ihre Haare.

Sie sind wirklich, mit Verlaub, gut im Bett.

Schon lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß.


Ich liebe Sie nicht, werter Herr.

Doch ich mag Ihre Gesellschaft, Ihre Konversation

Ist sehr angenehm. Es ist wirklich nett das Kinoprogramm

Wieder mit einem männlichen Gegenüber zu diskutieren.


Ich liebe Sie nicht, werter Herr.

Doch, ich mag Ihre Stimmung – Sie sind so

Voller Harmonie des Geistes – Sie wirken

Auf mich so beruhigend und heben die meine.


Ich liebe Sie nicht, überhaupt nicht, werter Herr.

Doch, alles in Allem – Sie tun mir

Gut und Gutes weil ich Sie nicht liebe

Weil Sie sind mein Mann auf Distanz.

 

Weil. Erklären tu‘ ich mich später.

 

 

(1987)

MAN AT A DISTANCE

(for Joachim)

I don’t love you, Sir.

But I like your body, your skin, your hair.

You are really, with all due respect, a good lover -

It’s been a long time since I had that much fun.

 

I don’t love you, Sir.

But I like your company: your conversation

Is very enjoyable. So nice discussing the cinema programme

With a male counterpart again.

 

I don’t love you, Sir.

But, I like your mood – you are so

Full of spiritual harmony – you have such an

Assuasive effect on me and lift up mine.

 

I don’t love you, absolutely not, Sir.

But, all in all – you are doing me

Good and good things for me because I don’t love you

Because you are my man at a distance.

 

Because. I’ll explain it all later on.

 

 

(1987)

(FRAGMENT)

(für Rex)

Gierig kam ich zu Dir

Hatte Stückchen von Dir gekostet

Verlangte

Deinen Kosmos zum Nachtisch.

Warm wollte ich werden

Von Dir, wissend: ich blondes Mädchen

Sog

Dir Worte und Küsse aus dem Mund

Kratzte

Dabei Deine kaum verheilten Wunden auf

Leckte

Dein Blut: es schmeckt bekannt und bitter.

 

Du bist der Himmel

Über meinem Fegefeuer der mich in

Die Hölle schauen lässt

Schwarz und glühend und

Viel zu heiß für mich

Angezündet hast Du mich wie

Ein Gefäß voller Petroleum es fürchtet

Zu verbrennen es ist aus

Zärtlichem Material und keineswegs

Wahnsinnsresistent.

 

Fackelhaft glitzern meine katzengrünen Augen

Unruhig bezeugen sie das Feuer im Hirn -

Der Teufel hat hier seine Höhle gebaut

Die Löcher meines Kopfes

Weinen Gewitter, dann Regen

Als Streicheln über Deinen Körper.

Ich mache Eisblumen auf Deiner Brust

Und atme sie wieder weg.

Ich will nicht, dass Du frierst

Und in der Kälte verglühst.

​

Aber ich bin keine Sonne mit warmen Tauhänden

Ich bin eine Frau

Eine Hure eine Hexe ein Kind

Ich will Dich umarmen, vorsichtig

Angst hab‘ ich

Dich zu erwürgen mit den

Schlangenarmen

Ich will Dich küssen, sanft

Nimm‘ Dich in Acht

Vor meinem Gift.

​

(1988)

(FRAGMENT)

(for Rex)

Greedily I came to you

Had tasted pieces of you

Demanded

Your cosmos for dessert.

I wanted to become warm

From you, knowing: I blonde girl

Drew

Words and kisses from your mouth

Scratched

Thereby your hardly healed wounds open

Licked

Your blood: it tastes familiar and bitter.

 

You are the heaven

Above my purgatory that lets me

Gaze into hell

Black and blistering and

Much too hot for me

You have lit me like a

Receptacle full of petroleum it fears

To get incinerated it is from

Tender material and not at all

Resistant to insanity.

​

My cat-green eyes flicker like torches

Restlessly they witness the fire inside the brain -

The devil has built its cave here

The holes in my head

Cry thunderbolt and lightning, then rain

As a caress across your body.

I make frostwork on your chest

And breathe it away again.

I don’t want you to freeze

And get scorched by the cold.

 

But I am not a sun with warm defrosting hands.

I am a woman

A whore a witch a child

I want to embrace you, carefully

Afraid am I

To strangle you with my

Snake arms

I want to kiss you, gently

Beware of

My poison.

​

(1988)

AFFÄRE

(für Richard)

Sauwetter, sagen sie

Winter und Frühling liegen sich

In den Armen, sag‘ ich

Wer wollte ihnen dabei

Heftige Gefühle verwehren?

​

(1989)

AFFAIR

(for Richard)

Awful weather, they say.

Winter and spring are

In each other’s arms, I say.

Who wanted to deny them

Strong emotions as well.

​

(1989)

WIEDER MAL

DER FALL

(für Richard)

Wieder in die Falle gegangen.

Wieder in die eigene.

Wieder gefallen!

 

Wieder zuviel Gefallen gefunden.

Wieder nichts als Unvernunft.

Wieder einem Mann verfallen!

 

Wieder alle Vorsätze zu Fall gebracht.

Wieder neue ausgedacht.

Wieder entfallen!

 

Wieder zuviel gefallen lassen.

Wieder zu wenig Stolz.

Wieder ein gefallenes Mädchen!

 

Wieder den Wir-Fall geprobt.

Wieder die erste Person Singular vergessen.

Wieder den Ver-Fall nicht bedacht!

 

Und dann wieder aus der Fallgrube gekrochen.

Wieder Wiedersehen gesagt.

Wieder fallen gelassen!

 

Wider die Liebe.

Wider die Lust.

Wider die Leidenschaft.

 

Wider Willen wieder Widerwillen.

 

 

(1989)

ONCE AGAIN

THE FALL

(for Richard)

Again, walked into the trap.

Again, into my very own.

Again, fallen!

 

Again, taken too much of a liking.

Again, nothing but folly.

Again, fallen for a man!

 

Again, cast down all resolutions.

Again, thought up new ones.

Again, omitted!

 

Again, put up with much too much.

Again, not enough pride.

Again, a fallen woman!

 

Again, rehearsed first person plural.

Again, forgotten first person singular.

Again, not contemplated the downfall!

 

And then again crept out of the pit.

Again, said ‘Au revoir’.

Again, let it fall!

 

Against love.

Against lust.

Against passion.

 

Against the will again unwillingness.

​

(1989)

SILBERGOLD

(für Richard)

Mein Mund an Deiner Ohrmuschel, ich lausche

Dem regelmäßigen Pochen Deines Pulses

Dem warmen Strömen Deines Blutes.

 

Ich schmiege mich an die samtseidenweiche Haut

Deines Gehörs wo die Schwingungen

Der Luft zuerst eingefangen werden.

 

Rhythmische Worte hauche ich Dir ein:

Singe Hymnen, Psalmen, das Hohe Lied unserer Zärtlichkeit

Intoniere Klagelieder auf alles Sterben, den schnöden Schein

Und die stetige Vergänglichkeit.

 

Sagenhafte Geschichten fütt’re ich in Dein Ohr:

Erzähle Märchen von Feen, Prinzen, Hänsen im Glück

Rezitiere Fabeln von schlauen Füchsen, diebischen Elstern

Und dem gewieften Homo sapiens.

 

Magische Formeln flüst’re ich Dir zu:

Beschwöre Hexensprüche aus weißen Magiebüchern

Spreche Entzauberungsorakel für törichte Jungfrauen

Und schuldbewusste Kavaliere.

 

Kleine Sprechblasen roll‘ ich durch Dein Ohr:

Flüstere 1000 Nichtigkeiten, alt und bewährt

Raune allen Kitsch, süß wie Lokum

Und meine zuckrigsten Schnulzen.

 

Mein Mund an Deiner Ohrmuschel, ich habe

Sie mit all meinen Worten gefüllt –

Allerlei Worten aus funkelndem Silbergold.

 

Ich schmiege mich an die samtseidenweiche Haut:

Jetzt will ich schweigen.

 

 

(1989)

SILVERGOLD

(for Richard)

My mouth at your outer ear, I listen

To the constant throb of your pulse

The warm streaming of your blood.

 

I nestle against the velvety soft skin of

Your auditory where the vibrations of

The air are captured first.

 

Rhythmic words I breathe into you:

Sing hymns, psalms, the canticle of our tenderness

Chant laments about all dying, deceptive appearances

And the permanent transience.

 

Legendary stories I feed into your ear

Narrate fairytales of elves, princes, Hanses in Luck

Recite fables of sly foxes, thievish magpies

And the artful homo sapiens.

 

Magical formulas I whisper to you:

Invoke charms from books of spells

Speak disenchantment oracles for fatuous virgins

And conscience-stricken chevaliers.

 

Little speech bubbles I roll through your ear:

Murmur a thousand frivolities, old and tested

Whisper all kitsch, sweet as Turkish delight

And my cheesiest tearjerkers.

 

My mouth at your ear, I have

Filled it with all my words –

All sorts of words from scintillating silvergold.

 

I huddle against the velvety soft skin:

Now I want to be silent.

  

 

(1989)

MIT DIR UND

ALLEINE

(für Richard)

Alleine

Wollte ich weinen vor Trauer daß

Die Unmöglichkeit besteht

Die möglich wäre.

 

Mit Dir

Wollte ich Drachen steigen lassen

Wollte ich in einem Heißluftballon fliegen

Wollte ich alle Spiele nochmals spielen.

Mit Dir

Wollte ich alle Regeln wegfallen lassen.

 

Mit Dir

Wollte ich leicht sein

Wollte ich auf luftigen Wolken treiben

Wollte ich alle Träume nochmals träumen.

Mit Dir

Wollte ich uns verfallen.

 

Mit Dir

Wollte ich zu zweit alleine sein

Wollte ich alle Sprachen sprechen

Wollte ich alle Lieder nochmals singen.

Mit Dir

Wollte ich in Liebe fallen und sonstwohin.

 

Alleine

Wollte ich weinen vor Freude daß ich

Die Unmöglichkeit dachte

Die möglich wäre.

 

 

(1989)

WITH YOU
AND ALONE
 

(for Richard)

Alone

I would want to cry with grief that

The impossibility exists that

Would be possible.

 

With you

I wanted to fly kites

I wanted to drift in a hot-air balloon

I wanted to replay every game.

With you

I wanted to drop all the rules.

 

With you

I wanted to be light

I wanted to float on airy clouds

I wanted to dream all dreams again.

With you

I wanted to fall under our spell.

 

With you

I wanted to be alone as a pair

I wanted to speak every language

I wanted to sing every song again.

 

With you

I wanted to fall in love and anywhere.

 

Alone

I wanted to cry for joy that

I could think the impossibility that

Would be possible.

​

(1989)

VERSPROCHEN

(für Richard)

Du hattest mir versprochen

.....und

es dann flugs gebrochen.

 

Ich kam darauf gekrochen

.....und

wollte darauf pochen.

 

Du hattest mir versprochen

.....und

dann Narben aufgebrochen.

 

Ich war darüber gebrochen

.....und

hab‘ meine Wunden besprochen.

 

Du hattest mir versprochen

.....und

mir dabei nicht entsprochen.

 

Ich hab’s zu spät gerochen

.....und

laß‘ nun die Glut verkochen.

 

Dabei hattest Du Dich nur versprochen.

Nicht mir.

​

​

(1989)

ANGESICHTS DER ANGEBROCHENEN LIEBE

(für Richard)

Was tun wir bloß mit der

Angebrochenen Liebe?

Was machen wir bloß mit dem

Angezapften Verstand?

Was haben wir uns bloß

Angetan?

Anfällig sind wir füreinander.

 

Was tun wir bloß mit der

Angebrochenen Liebe?

Was machen wir bloß mit der

Angewöhnten Zärtlichkeit?

Was finden wir bloß

Aneinander – für einander?

Anziehend sind wir für einander.

 

Was tun wir bloß mit der

Angebrochenen Liebe?

Was machen wir bloß mit dem

Antizipierten Leben?

Was ist daran bloß

Antiquiert?

 

Antworten willst Du nicht

Angesichts der

Angebrochenen Liebe in Deinem meinem

Angesicht.

  

(1989)

IN THE FACE OF INCHOATE LOVE

(for Richard)

What are we going to do with the

Inchoate love?

What are we going to do with the

Harnessed mind?

What did we do to

Each other?

We are prone to each other.

 

What are we going to do with the

Inchoate love?

What are we going to do with the

Accustomed tenderness?

What do we see

In each other – for each other?

We are attractive to each other.

 

What are we going to do with the

Inchoate love?

What are we going to do with the

Anticipated life?

What about it is so

Antiquated?

 

You don’t want to answer

In the face of the

Inchoate love in your in my

Face.

​

 

(1989)

SIRENENLIED

(für Richard) 

Verschließ' Deine Ohren mit genügend Wachs.

Fessle Deinen Körper, Deine Arme, Deine Beine

Mit starken Seilen an einen festen Mast.

 

Folg‘ nicht dem Ruf der Sirene.

 

Ihr Lied ist zu süß, doch die Melodie

Klingt so bitter, der Rhythmus unterliegt

Einer anderen Harmonie als Deiner.

 

Vergiss den betäubenden Duft ihres Schoßes.

Verweigere ihrem Mund den Deinen zu küssen.

Ihre Hände berühren Deinen Körper zu heftig.

 

Folg‘ nicht dem Ruf der Sirene.

 

Sie singt, eine Göttin, doch die Verse ihres Liedes

Sind ungereimt und wild. Was hat sie zu erzählen

Außer der Geschichte ihrer Einsamkeit?

 

Laß‘ ihre Leidenschaft verklingen in Dir

Sei stark gegen ihre Lockungen, ihre Einflüsterungen,

Ihre in der Nacht silbern funkelnden Arien.

 

Folg‘ nicht dem Ruf der Sirene.

 

Sie will Dich zerschellen sehen an ihrem Kliff.

Sie ist zu stark in ihrer brennenden Schwäche.

Sie ist nicht wie sie erscheint.

 

Fahr‘ zurück an Deinen Ort.

Deine Reise kann hier nicht enden.

Kehr zurück zu Deiner Frau.

 

Deine Suppe steht schon auf dem Tisch.

Dein Bad ist schon eingelassen.

Dein Bett ist schon aufgedeckt.

 

Folg‘ nicht dem Ruf der anderen.

Folg‘ nicht ihrem flüsternden Gesang.

Hör nicht zu! Flieh!

  

(1989)

SIREN'S SONG

(for Richard)

Seal your ears with enough wax.

Tie your body, your arms, your legs

With strong ropes to a solid mast.

 

Don’t follow the siren’s call.

 

Her song is too sweet, but its melody

Sounds so bitter, the rhythm is subject to

A harmony other than yours.

 

Forget the stunning scent of her lap.

Refuse her mouth to kiss yours.

Her hands touch your body too fiercely.

 

Don’t follow the siren’s call.

 

She sings, a goddess, but the verses of her song

Are unrhymed and wild. What does she have to tell

Except the story of her solitude?

 

Let her passion fade away in you.

Brace yourself against her enticements, her insinuations.

Her arias scintillating like silver in the night.

 

Don’t follow the siren’s call.

 

She wants to see you smashed on her cliff.

She is too strong in her burning weakness.

She is not as what she appears.

 

Return to your place.

Your voyage cannot end here.

Return to your wife.

 

Your soup is already on the table.

Your bath has already been run.

Your bed is already turned down.

 

Do not follow the other’s call.

Do not follow her whispering chant.

Do not listen! Flee!

​

(1989)

NUR EINE VORÃœBERGEHENDE GESCHICHTE

(für Richard)

Der vorübergehende Mann

Im vorübergehend heiteren Frühling

Der vorübergehenden Stadt

Zerbricht sich den Kopf über

Die vorübergehende Frau

Die hartnäckig sein Herz belagert das

35 Zentimeter tiefer lebenslänglich klopfen wird.

 

Die vorübergehende Frau

In den vorübergehenden Schauern des Frühlings

Der vorübergehenden Stadt

Zerbricht sich das Herz über

Den vorübergehenden Mann

Der unerbittlich ihren Kopf besetzt hält der

35 Zentimeter höher lebenslänglich denken wird.

 

Da lässt der vorübergehende Mann

Sein Herz stürmen.

Da lässt die vorübergehende Frau

Ihren Kopf wegdenken.

 

Danach, im Vorübergehen, rufen sich

Die lebenslänglichen Herzen und Köpfe der Akteure

Der vorübergehenden Geschichte zu:

Das zerbricht uns nicht. Es war doch

 

Nur eine vorübergehende Geschichte.

​

(1989)

ONLY A PASSING AFFAIR

(for Richard)

The passing man

In the passing bright spring

Of the passing town

Puzzles his head over

The passing woman

Who persistently besieges his heart that will -

35 centimetres lower - keep thumping for life.

 

The passing woman

In the passing rain showers of the spring

Of the passing town

Puzzles her heart over

The passing man

Who adamantly occupies her head that will -

35 centimetres higher – keep thinking for life.

 

Then, the passing man allows

His heart to get stormed.

Then, the passing woman allows

Her head to be thought away.

 

Thereafter, whilst passing,

The for-life hearts and heads of the actors of

The passing affair call out to each other:

This does not break us. It was

 

Only a passing affair.

​

(1989)

BILANZ

Verluste

 

Was habe ich verloren?

Weder meinen Kopf noch meine Unschuld.

Nur ein paar Gedanken. Gedankenverloren wie ich bin.

 

Was habe ich verloren?

Außer ein bisschen Schlaf und zwei Kilos?

Außer zwei Knöpfen an einem Rock?

 

Was habe ich verloren?

Weder meine Liebe noch meinen Gesang.

Nur wieder einige Worte. Wortreich wie ich bin.

 

Was habe ich verloren?

Außer zwei betäubten Abenden, alleine, und einen Morgen?

Außer der Parfumflasche, die ich in Deinem Badezimmer ließ?

 

Was habe ich verloren?

Weder meine Heimat die meine Illusion ist noch meinen Weg.

Nur das Du und ich dass ich

Ein Wir zu werden meinte.

 

​

Gewinne

 

Was habe ich gewonnen?

Weder mein Spiel noch Zeit.

Nur meinen Anteil. Anteilnehmend wie ich bin.

 

Was habe ich gewonnen?

Außer diesen Filmen mit Dir und Deinen Kochrezepten?

Außer einem Buch über japanische Küche?

 

Was habe ich gewonnen?

Weder die ewige Liebe noch ein Haus.

Nur einen Freund. Freundschaftlich wie ich bin.

 

Was habe ich gewonnen?

Außer Deinem Ohr und dem Wissen „Es gibt Dich?“

Außer der Erinnerung?

 

Was habe ich gewonnen?

Weder eine Heimat die eine Illusion ist noch einen Weg.

Nur dass das Du

Ein Du sein wird

Für mein Ich.

Und für Dich?

​

Zwei Zeilen mehr unter « Gewinne »: Schwarze Zahlen!

BALANCE

Losses

 

What have I lost?

Neither my head nor my innocence.

Only some thoughts. Lost in thought as I am.

 

What have I lost?

Except some sleep and two kilos?

Except two buttons from a skirt?

 

What have I lost?

Neither my love nor my song.

Just some words again. Verbose as I am.

 

What have I lost?

Except two intoxicated evenings, alone, and one morning?

Except the perfume flacon that I left in your bathroom?

 

What have I lost?

Neither my home which is an illusion nor my path.

Just the you and I

That I hoped to become a we.

 

​

Profits

 

What have I won?

Neither my game nor time.

Just my share. Sharing as I am

 

What have I won?

Except these films with you and you recipes?

Except a book about Japanese cuisine?

 

What have I won?

Neither eternal love nor a house.

Just a friend. Friendly as I am.

 

What have I won?

Except your ear and the notion ’You exist‘?

Except the memories?

 

What have I won?

Neither a home which is an illusion nor a path.

Just that you will remain

A you

For my I.

And for you?

​

​

Two more lines under ‚Profits‘: Operating in the black!

DIESER ABEND

Dieser Abend, Bettina, es ist

Alles beim Alten. Immer

Sind wir allein, wenn wir den Königen schreiben.

 

Denen des Herzens und jenen

Des Staates. Und noch

Erschrickt unser Herz

Wenn auf der anderen Seite des Hauses

Ein Wagen zu hören ist.

 

Von Sarah Kirsch, „Rückenwind“ ('Bettina' ist Bettina von Arnim)

 

 

An diesem Abend, Sarah,

Bleibt wieder alles beim Alten.

An diesem Abend, Sarah, habe ich wieder,

Alles beim Alten, an

Den König, den jetzigen, den heißblütigen,

Den Nicht-Schönen, aber Schönhäutigen,

Den Gewieften, kurz: an

Den König des Herzens

Geschrieben, habe Worte gemacht für ihn,

sie niedergeschrieben, wieder verworfen, neu aufgesetzt

und sogar in eine andere Sprache übersetzt.

Und dabei

Die Könige des Staates vernachlässigt.

 

An diesem Abend, Sarah,

Bleibt wieder alles beim Alten.

Und mit all meinen Worten

Warte ich, daß das Geräusch des Wagens

Auf der anderen Seite des Hauses.

 

Mein Herz erschrecken macht.

  

(April 1989)

THIS EVENING

This evening, Bettina,

Nothing’s changed. We are always

Alone when we write to the Kings.

 

The ones of the heart and those

Of the State. And still,

Our heart leaps

When - on the opposite side of the house -

We can hear the noise of a car.

 

By Sarah Kirsch, „Rückenwind“ (‚Bettina‘ is Bettina von Arnim)

 

 

 

This evening, Sarah,

Nothing’s changed.

This evening, Sarah, I have written again,

Nothing’s changed, to

The King, the current one, the hot-blooded,

The not-beautiful, but beautiful-skinned one,

The smart one, in short: to

The King of the Heart.

Have made words for him,

Written them down, discarded them, newly drawn up

And even translated into another language.

And whilst doing that

Neglected the Kings of the State.

 

This evening, Sarah,

Nothing’s changed.

And with all my words

I am waiting that the noise of a car

On the other side of the house

 

To make my heart leap.

 

 

(April 1989)

EUROPÄISCHE GEDANKEN

(für Michael)

In Brüssel tragen die Sekretärinnen Jourdan-Schuhe

Und verbringen ihre Weekends in Paris oder London.

Oder gar nicht.

 

In Brüssel tragen die Herren unauffällige Schneideranzüge

Und durchqueren die Stadt in Limousinen mit auffälligen Kennzeichen.

Oder das Europaviertel.

 

In Brüssel essen die Sekretärinnen schon mal Austern

Und lassen sich im Institut de Beauté zwecks Verschönerung malträtieren.

Oder ein Lächeln aufschminken.

 

In Brüssel lunchen die Herren dienstlich auswärts

Und verstecken ihr spesenheischendes Tun in Schreibtischschubladen.

Oder ihre goldenen Ringe.

 

In Brüssel sind die Sekretärinnen

Weil ihr europäisches Ziel - Beste aus 80 Bewerberinnen ist erreicht.

Und fragen sich, noch nicht 30, dennoch.

 

In Brüssel sind die gutgekleideten Herren

Weil sie europäische Politik – Quoten, Direktiven, Strategien – machen sollen.

Und fragen nicht, schon 45, wenn sie fort müssen.

 

In Brüssel bleiben

Die Sekretärinnen in den Jourdan-Schuhen.

Sie sind da wo sie immer hinwollten.

  

(1990)

EUROPEAN THOUGHTS

(for Michael)

In Brussels, the secretaries wear Jourdan-shoes

And spend their weekends in Paris or London.

Or not at all.

 

In Brussels, the gentlemen wear unconspicuous bespoke suits

And traverse town in luxury cars with conspicuous number plates.

Or the European Quarter.

 

In Brussels, the secretaries eat oysters from time to time

And have themselves maltreated at the Institut de Beauté for the purpose of beautification.

Or have a smile painted upon their face.

 

In Brussels, the gentlemen have business luncheons in restaurants

And hide their expense-incurring conduct in desk drawers.

Or their golden rings.

 

In Brussels are the secretaries

Because their European objective – best out of eighty candidates has been achieved.

And question themselves, not yet thirty, nonetheless.

 

In Brussels are the well-dressed gentlemen

Because they are supposed to conduct European politics – quotas, directives, policies.

And never question, already forty-five, when they have to leave.

 

In Brussels remain

The secretaries in the Jourdan shoes.

They are where they always wanted to get.

  

(1990)

SCHACHERNST

(für Michael)

Spiel:  Weiße Dame gegen Schwarzen König

 

Wie heißt unser Spiel?

Wer nimmt es auf gegen wen?

Werden wir wieder ein Remis erspielen?

 

Heute sind wir so leicht.

Ein zuckendes Lächeln huscht durch die Züge.

Ein glitzerndes Lachen hüpft durch den Raum.

 

Der schwarze König bedroht die weiße Dame.

Im Spiel, nur probeweise und

Weil es den Regeln dieses Spiels entspricht.

 

Weiß er doch, daß er niemals

Ihre Verteidigung brechen könnte daß er niemals

Sie gewinnen wollte.

 

Weil dies das Spiel beenden würde.

Sie lockte ihn nicht länger. Seine armen Bauern

Hätten nichts außer einem leeren Feld.

 

Wir schweben in einem Rondo.

Wir tanzen es, schamlos und sehr erfahren.

Es ist nichts weiter als ein kunstvolles Spiel.

 

Deine Kostbarkeiten gegen meine.

Die nichts sind und doch wieder alles.

In diesem eleganten Reigen der Figuren.

​

Das Spiel der Augen und Hände der Erwachsenen.

Das nie endet nie schwer fällt.

Nicht gewonnen nicht verloren werden kann.

 

Nur gespielt werden kann.

Wir Spielenden kennen es zu gut.

Wir wissen um die Regeln – leicht muß es bleiben.

 

Das Wissen unserer Herzen

Duldet das Spielen nicht und muß

Eingesperrt bleiben im Gefängnis des Geistes.

 

Dort ist es sicher.

Dort ist es eingekerkert.

Dort ist es niemals frei, niemals.

 

Verdammt zu kämpfen, zu verlieren.

Verdammt zu verhungern, zu Nichts zu werden.

Verdammt frei zu sein in einem Vakuum.

 

Wir haben einen unsichtbaren Schiedsrichter.

Der heißt Klugheit: Er ist gerecht und

Achtet streng auf die Einhaltung der Regeln.

​

(1990)

CHESS EARNESTNESS

(for Michael)

Game:   White Queen against Black King

 

What’s the name of our game?

Who will pit oneself against whom?

Will we play another draw?

 

Today we are so light-hearted.

A twitching smile scurries through the face.

A sparkling laugh leaps through the room.

 

The black king threatens the white queen.

At play, only tentatively and

As it corresponds to the standards of this game.

 

Knowing that he could never

Break her defences that he would never

Want to overthrow her.

 

As this would put an end to the game.

She would not tempt him any longer. His poor pawns

Had nothing left but an empty field.

 

We are hovering in a rondo.

We are dancing it, shameless and very experienced.

It is nothing more than an artful game.

 

Your treasures against mine.

Which are nothing but then again everything.

In this elegant roundel of chessmen.

​

The game of eyes and hands of adults.

That never ends never becomes difficult.

That can neither be won nor lost.

 

That can only be played.

We players know it all too well.

We know about the rules – it has to remain light-hearted.

 

The knowledge of our hearts

Does not tolerate playing and must remain

Locked within the prison of the spirit.

 

There it is safe.

There it is incarcerated.

There it is never free, never.

 

Condemned to fight, to lose.

Condemned to starve, to turn into nothing.

Condemned to be free in a vacuum.

 

We have an invisible arbiter:

The name is sagacity, he is just, and strictly

Watches over adherence to the rules.

​

​

(1990)

SCHLANGEN

KÃœSSE

Deine Schlangenküsse vergiften meinen Mund.

Deine bissigen Hände nötigen meinen Körper.

Deine überhitzten Augen verätzen mein Gehirn.

 

Du bist der Nicht-Mehr Prinz aus dem

Nicht-Mehr Märchen das flüssig und sich auflösend

Vor meinen Füßen liegt und zertreten wird.

 

Du bist die Sage von der Reinheit die

Nur beschmutzen kann die Nur-Noch-Unschuldigen

Die allein die entträumt die besiegt sind.

 

Du bist ein röhrendes Exempel voll der Biederkeit

Der Täter die nicht wissen was sie tun die

Ihre Würgemale auf meiner Haut für Leberflecken halten.

 

Dies sind die beharrlichen Poeme der Dunkelheit:

Atonal und gellend hallt ihr Echo durch

Die verschlungenen Tunnel der Nacht.

 

Dies sind die verschluckten Klagelieder:

Der Einsamkeit, allüberall greift mich Ihr lästiger Ton

Sprengen die zerbrechlichen Pfeiler meines Daseins.

​

​

(1991)

SNAKE KISSES

Your snake kisses poison my mouth.

Your biting hands coerce my body.

Your overheated eyes cauterise my brain.

 

You are the No-Longer-Prince from the

No-Longer fairytale that lies in liquid shape, dissipating

In front of my feet, being trod down.

 

You are the legend of purity that can

Only smudge the still-only-innocent

The ones who are alone disillusioned defeated.

 

You are a belling example full of uprightness

Of perpetrators who do not know what they are doing who

Think their strangulation marks on my skin are moles.

 

These are the persistent poems of darkness:

Atonal and shrill reverberates their echo through

The convoluted tunnels of the night.

 

These are the swallowed dirges

Of solitude, everywhere grabs me its irksome tone.

Blasting the frangible pillars of my existence.

​

​

(1991)

HOMO LUDENS

(für Rainer)

Das Spiel ist aus, mein Herr.

Sie haben die Regeln nicht beachtet.

Sie haben einen unverzeihlichen Zug gemacht.

Sie haben uns verraten.

 

Das Spiel war vorübergehend, mein Herr.

Sie dachten, es sei für immer?

Sie dachten, ich vergäße, es ist ein Spiel?

Sie dachten, auch ich bräche die Regeln?


Das Spiel war doch nur eine leichte Komödie, keine schwere Tragödie, keineswegs, mein Herr.

Sie müssen wissen, danach beglückwünscht man die Akteure.

Sie müssen wissen, hinterher bedankt man sich fürs Amüsement.

Sie müssen wissen, diese Bühne hier, diese Vorstellung hat nichts Wirkliches.


Das Spiel ist vorbei, mein Herr.

Sie sind disqualifiziert, Sie dopen sich ja.

Sie sind unfähig zu hören, was der Autor, die Souffleuse, das Libretto sagen.

Sie sind einfach nicht in der Lage zu unterscheiden zwischen Ernst und Spiel.

 

Mein Herr, ich bin Ihnen sehr zugetan.

Mein Herr, verstehen Sie bitte, aber ich sehe mich gezwungen,

Das Spiel für beendet zu erklären.

 

Leider können wir es nicht noch einmal spielen.

​

(1993)

HOMO LUDENS

(for Rainer)

The game is up, Sir.

You have not observed the rules.

You have made an unforgivable move.

You have betrayed us.

 

The game was only temporary, Sir.

You thought it was forever?

You thought, I forgot that it is a game?

You thought I also broke the rules?

 

The game was just a light comedy, not a heavy tragedy, far from it, Sir.

You should know, that afterwards the actors are being congratulated.

You must know, afterwards there must be thanks for the amusement.

You must know, there is nothing real about this stage here, this performance.

 

The game is over, Sir.

You are disqualified, you are doping yourself.

You are incapable of listen to what the author, the prompter, the libretto require.

You simply fail to differentiate between earnestness and play.

 

Sir, I am very partial to you.

Sir, please understand, but I feel obliged to

Declare that the game has ended.

 

Unfortunately, we cannot play it again.

​

(1993)

DORT DRAUSSEN

Dort draußen, in der Wildnis, begegnete

Ich Dir allein. Im gestundeten Hier und Jetzt

Wo alles wie kahle Steppe erscheint.

 

Dort draußen, im Vakuum der unendlichen Begegnung

Sind wir allein, in einer gottlosen Wüste

Wo der Durst, der Feind, der uns Held werden läßt, regiert.

 

Ich wage. Es nicht.

Dich nicht. Doch wage ich

Nicht zu schweigen. Ich wage

Das Michdichkonstrukt. Weil

Wagen tu ich es nicht.


Dort draußen, im Urwald, wo Reptilien hausen

Und noch manch‘ anderes niederträchtiges Getier, habe

Auch ich gehört und geschaut.

 

Dort draußen, im unwirtlichen Moorland, wo Stekingötzen

Und noch andere heidnische Bilder Anbetung finden, habe

Auch ich gefühlt und erahnt.

​

(1994)

OUT

THERE

Out there, in the wilderness, I encountered

You alone. In the deferred Here and Now

Where everything appears like bald steppe.

 

Out there, within the vacuum of the infinite encounter

We are on our own, within a godless desert

Where thirst, the enemy that lets us become heroes, governs.

 

I dare. Not.

Not you. But I dare

Not to be silent. I dare

The Youandmeconstruct. Because

I do not dare it.

 

Out there, in the jungle, where reptiles dwell

And also some other rotten creatures, I have

Also heard and seen.

 

Out there, within the inhospitable moorland, where tin gods

And other heathen images are being worshipped, I have

Also felt and anticipated.

​

(1994)

LOVE LETTER

Dear beloved man.

Dear object of my more convenient dreams.

Dear virtuous player on the lyra of my body.

Dear traveller, always in search.

 

Now I even commence making words for you.

Words from the one remaining in Brussels, salty pieces,

Which have their origin in the middle of my heart where

The blood is the reddest where the true brain is hidden.

 

I desire you just you can quench my thirst in

This murderous desert just you possess the magical drink.

Simple water, virtually, you know its spring.

The vital the unforgettable the unique one.

 

I survive, starving, hunger does not threaten my life

Just this thirst of Tantalus, just pass me a

Liquid a few drops will be enough to nurture

The ground for the coming year’s harvest.

 

You are real.

You are no poem.

You are the velvet desire of my creeping days.

You are the unthinkable part of my life.

 

You challenge my most-spoiled, most dreadful brainchild.

You paint new patterns on the walls of my brain.

You play the spiritual piano’s sweet distant sound.

You are not terrified by the green-eyed witch.

 

I remain.

I remain, seeing you wander towards your journey’s destination.

I remain whilst I am unable to remain.

I remain, hoping we don’t remain.

 

In our limits.

 

With all my love.

Untamed and unlimited.

 

 

(1994)

ZWISCHENLEBEN

(für Kasimir)

In unserer Welt

Zwischen den Welten wo

Wir beide nicht wohnen

Doch ganz zuhause sind

Drehen sich alle Uhren verkehrt

Fließt das Wasser rückwärts

Haben die Nächte schimmernde Flügel

Aus dem seidigen Stoff uns’rer milchweißen Haut.

 

Unsere Körper zwei helle Sterne

Deren Auren sich am Horizont vermischen

Unser Atem ein rhythmischer Gesang

Der dem Erinnyengeheul der stillen Stunden trotzt

Unsere Zungen, aus ihnen schwemmt Honig

Der alle Bitterkeit dieses Lebens vergessen macht

Unsere Geschlechter ein Fluß der Sehnsucht

Dessen Rauschen die Musik unserer Lust ist

Dessen Schaum uns klare Perlen an die Stirn klebt

Dessen Wellen uns an unbekannte Ufer tragen.

 

Zwischen unseren Leben das Zwischenleben

In unserer Zwischenwelt, zwischen Dir und mir.

 

Unwirklich wie das Hier und Jetzt.

Wirklich wie ein Sommernachtstraum.

 

Das Zwischenleben

Wird versinken in der Dämmerung der Jahre.

Wird verweilen als Tropfen im Ewigen Strom.

  

(1996)

.

IN-BETWEEN

LIFE

(for Kasimir)

In our world

Between the worlds where

We both do not live

But are totally at home

All the clocks turn backwards

The water flows in reverse

The nights have iridescent wings

Made of the silky cloth of our milk-white skin.

 

Our bodies two radiant stars

Whose auras mingle at the horizon

Our breath a rhythmic chant

That defies the Erinnyes‘ howl of the silent hours

Our tongues, honey washes out of them

That makes forget all bitterness of this life

Our sexes a river of desire

Its whirring is the music of our lust

Its foam sticks clear pearls onto our foreheads

Its waves carry us to unknown shores.

 

Between our lives the in-between life

In our in-between world, between you and me.

 

Unreal like the Here and Now.

Real like a summer night’s dream.

 

The in-between life

Will sink into the twilight of the years.

Will remain as a drop in the eternal stream.

 

 

(1996)

UNSPOKEN

LOVE

(for Vidur)

Our love is unspoken

And will never end

It cannot be broken

It’s what kind of blend?

 

My home is in you

And yours is like mine

It has a strange glue

And no dividing line.

 

Your soul sings my song

And mine it hears yours

Together we belong

We’re taking soft tours.

 

Our love stays unspoken

Never will come its end

Brother, leave me a token

And aid me to send.

 

 

(2002)

DER GOLDENE PEGASUS

(für Antti)

Übers Baltikum geflogen

Kommt der Goldene Pegasus

Er trotzt den heftigen Wogen

Sucht hier den Unewigen Kuß.

 

Im Rausch der vier Winde

Überfliegt er das nordkalte Meer

Auf dass er mich finde

Gleitet er würdig einher.

 

Unser Lager der nächtenen Zweiheit

Schwimmt wie eine Insel auf

Dem Ozean der unendlichen Zeit -

Schwingt sich zum Himmel herauf -

 

Wird zur Wolke am Firmament

Der märzklaren Nacht: Ich rett'

Heut' die Liebe – nichts trennt

Uns im schwanweißen Bett.

 

Pegasus Flügel ruh`n ganz verquer

In’ner Ecke, heut‘ Nacht, da braucht

Er sie nicht – ganz hohl und leer

Ist ihr Inneres – morgen schon haucht

 

Er ihnen ihr luftiges Leben

Wieder ein. Mich verschreckt ihr

Leuchten, das zielvolle Streben:

Es bringt ihn weit fort von hier.

 

Im Grauen des folgenden Morgen

Ach, da blättert der goldene Schein.

Im Sog der alltäglichen Sorgen

Geht’s Blattgold in der Erinnerungsschrein.

​

Null Karat wiegt der Plunder

Und gar nichts ist er wert.

Ich laß‘ ihn brennen wie Zunder.

Bleibt’n Häuflein Asche im Herd.

 

Pudrig staubt’s in der Esse

Schwarze Partikel verwirbeln im Zug.

Auf daß ich ihn endlich vergesse:

Den Schein aus Lug und Trug.

​

​

(2009)

​

THE GOLDEN PEGASUS

(for Antti)

Flying across the Baltic

Comes the Golden Pegasus

He withstands the powerful waves

In search of the Uneternal Kiss.

 

In the frenzy of the four winds

He overflies the north-cold sea

So that he finds me here

He is gliding along with dignity.

 

Our bed of nightly twosomeness

Swims – like an island – upon

The ocean of infinite time

Swings itself up to the sky.

 

Becomes a cloud at the firmament

Of the March-clear night: I save

Love today – nothing separates

Us in the swan-white bed.

​

Pegasus‘ wings rest twisted

In a corner, tonight, he does not need

Them – so hollow and empty

Is their interior – already tomorrow he breathes

 

Their airy life

Back into them. I am scared of their

Radiance, the goal-oriented drive:

It will take him far away from here.

 

In the grey of the following morning

Oh, the golden glow flakes off.

In the pull of day-to-day worries

The gold-leaf goes into the remembrance shrine.

​

Zero carat weigh these trinkets

And they‘re worth absolutely nothing.

I let them burn like tinder.

Remains a stack of ash in the oven.

 

Powdery raises dust in the flue.

Black particles are swirling in the draught.

Thus I will finally forget about it:

The shine of smoke and mirrors.

​

(2009)

PAN

Pan stays in his closed garden

Maintains flowers, cuts shrubs

I see his fine muscles harden -

They are shaped like small clubs.

 

Pan here is Flora’s strict master

Tames trees, takes fallen leaves

Hardly can he work any faster -

He rolls up his shirt’s sleeves.

 

Pan is Eden’s smart guardian

Holds tools, oils the hut’s lock,

In this sense he’s a Spartian -

Has work hands hard as rock.

 

Pan knows all the park’s secrets

Strolls around, walks hidden ways

Often ignores this place’s decree’s -

And collects all the sun’s rays.



(2010)

ON YOUTUBE

This man’s been my lover

I do remember him well

These days he makes the cover

Whilst deep and deeper I fell.

 

This man’s been my lover

I do remember his words

Back then he would bother

So fresh and white were his shirts.

 

This man’s been my lover

I do remember his touch

He is married to another

To his life I've got no badge.

 

This man’s been my lover

I do remember him well

He will remain my secret other

And forever will last his spell.

 

 

(2012)

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