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BÃœROLEBEN

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OFFICE LIFE

SECTION VIII

VIII.1    Menschen am Arbeitsplatz  -  People at the Workplace

VIII.2    Härte 10  -  Hardness 10

VIII.3    Gebet einer Schreibkraft  -  Prayer of a Typist

VIII.4    Frauifestation

VIII.5    Email-Nachricht  -  Email-Message

VIII.6    Bilder von Exhibitionisten  -   Pictures of Exhibitionists

VIII.7    Das Ewige Rad  -  The Eternal Wheel

VIII.8    Bürosommer  -  Office Summer

VIII.9    Aller Tage Masken  -  Every Day's Masks

VIII.10  Schach der Schwarzen Königin  -  Check the Black Queen

 

​

MENSCHEN AM ARBEITSPLATZ

Auch in Deinen schwarzen Stunden

haben sie, die dich umgeben,

Tag für Tag, mit dir leben -

haben sie, die nur dein Bestes wollen,

Tag für Tag, und es kriegen -

haben sie, die dich lenken und leiten,

Tag für Tag, zum Guten zum Bösen -

haben sie, die deine Freunde sind,

Tag für Tag, wenn du für sie funktionierst -

haben sie, denen es glückt,

Tag für Tag, ihre Maske zu wahren -

haben sie kein Erbarmen, mit dir.

​

Die Gnade für deinen Schmerz können sie nicht gönnen.

Dir nicht, denn du bist nichts außer du bist es.

 

Ihre Augen sind klar – sie haben den Durchblick.

Ihre Lippen sind zusammengepreßt – zu einem harten Strich.

Ihre Hände sind energisch – sie packen alles unermüdlich von Neuem an.

Ihre Anzüge sind messerscharf gebügelt -

keine Falte außer der Bügelfalte.

 

Auch in deinen schwarzen Stunden

haben sie, die soviel weniger haben als du -

haben sie, denen ihr Leben nichts zählt außer Geld -

haben sie, für die es kein Gut kein Böse mehr gibt -

haben sie, die so phantastisch funktionieren -

haben sie, die sich nur im Karneval demaskieren -

haben sie niemals Erbarmen mit dir.

​

Die Gnade für deinen Schmerz können sie nicht gönnen.

Sie haben sie auch niemals für sich.

 

(1990)

PEOPLE AT THE WORKPLACE

Even in your hours of darkness,

they have, those who surround you,

day after day, live with you -

they have, those who only want your best,

day after day, and get it -

they have, those who guide and steer you,

day after day, towards the Good towards the Bad -

they have, those who are your friends,

day after day, so long as you are of use to them -

they have, those who succeed,

day after day, at keeping up appearances -

they have no compassion towards you.

​

They cannot grant mercy for your pain.

Not to you, because you are nothing, except you are it.

 

Their eyes are clear – they have the perspective.

Their lips are pressed together – to a hard line.

Their hands are energetic – they tirelessly tackle everything anew.

Their suits are ironed in cutting-edge fashion -

no pleats except the one made with a knife's edge.

 

Also, in your hours of darkness

they have, who have so much less than you -

they have, for whom life counts for nothing except money -

they have, who function so fantastically well -

they have, those who only demask themselves during Carnival -

they have no mercy for you, never.

​

The mercy for your pain they cannot grant it.

They never have it for themselves either.

 

 

(1990)

HÄRTE 10

Heute bin ich so zerbrechlich.

 

Meine Hände, weißes Porzellan, geblümt.

Meine Beine, frisch gebrannter Ton, plump.

Mein Rumpf, Gips, schlecht modelliert.

Meine Haut, japanischer Lack, dezent rot.

Meine Haare, trockenes Reisig, nie ausgewachsen.

Das Blut pulsiert in gläsernen Venen die führen an

Mein Herz – ein durchsichtiges Ding aus

Nachlässig geschliffenem Kristall, schlechte Qualität.

 

Heute bin ich wieder so zerbrechlich.

 

Die Porzellanhände folgen den Befehlen nicht.

Die irdenen Beine versagen den Stand.

Der Gipsrumpf staubt.

Die Lackhaut bekommt Risse.

Das Reisighaar läßt sich nicht bändigen.

Mein Blut dringt durch die vielen Sprünge der

Glasvenen die führen an

Das verdächtig klirrende Kristallherz -

Es will bersten.

 

Wäre ich doch nicht so zerbrechlich.

 

Meine Hände, hautfarbenes Metall, veredelt.

Meine Beine, solider Beton, erdverbunden.

Mein Rumpf, weißer Marmor, in griechischem Stil.

Meine Haut, pflegeleichtes Acryl, klar.

Meine Haare, angenehmes Perückenmaterial, unaufdringlich.

Mein Blut flösse sicher durch

Elastische Gummischläuche die führten an

 

Mein viereckiges Herz aus Stein.

Diamant, Härte 10.

 

 

 

(1989)

HARDNESS 10

Today I am so fragile.

 

My hands, white china, flowery. Arzberg.

My legs, freshly-burned clay, crude.

My torso, gypsum, badly modelled.

My skin, Japanese lacquer, subdued red.

My hair, dry brushwood, never grown out.

The blood pulses in glass vessels that lead to

My heart – a transparent thing from

Negligently cut crystal, bad quality.

 

Today I am again so fragile.

 

The china hands do not follow orders.

The earthen legs fail to stand.

The gypsum torso is dusty.

The lacquer skin becomes cracked.

The brushwood hair sticks out wildly.

My blood gets through the many cracks in the

Glass vessels which lead to

The suspiciously clinking crystal heart -

It wants to burst.

 

If only I was not that fragile.

 

My hands, skin-coloured metal, refined.

My legs, solid concrete, down to earth.

My torso, white marble, Greek style.

My skin, easy-care acrylic, white.

My hair, nice wig-material, unobtrusive.

My blood flows safely through

Elastic rubber valves leading to

 

My square heart of stone.

Diamond, hardness 10.

 

(1989)

​

GEBET EINER

SCHREIBKRAFT

Lass‘ mich heute keine Fehler machen.

Lass‘ mich lächeln können beim Eintritt ins Büro.

Lass‘ mich ein Ohr haben für meine Kolleginnen.

Lass‘ mich denken können:

Sie haben Angst, wie Du, vor den Fehlern.

Lass‘ mich nicht allein mit der Maschine.


Gib dass der Rechner funktioniert.

Gib dass ich nicht denken muß: Ich bin schuld.

Gib dass ich die richtigen Tasten finde.

Gib dass ich denken kann:

Sie sind Menschen, auch nicht größer als Du.

Gib dass sie sich selbst und mich nicht vergessen.


Lass‘ mich heute alle Manuskripte entziffern können.

Lass‘ mich keine Katastrophen beschwören.

Lass‘ mich keinen Ärger machen, für mich, für die anderen.

Lass‘ mich denken können:

Sie wollen nur Deine Finger.

Lass‘ mich nicht allein mit der Maschine.


Gib dass der Backup geklappt hat.

Gib dass auch ich mich anpasse.

Gib dass genug Papier da ist.

Gib dass ich denken kann:

Sie wollen nur ihre Ordnung, ihre Ruhe, nichts weiter.

Gib dass auch sie ihre Gebete nicht vergessen haben.



(1989)

​

PRAYER OF

A TYPIST

Let me make zero mistakes today.

Let me be able to smile when entering the office.

Let me lend an ear to my colleagues.

Let me be able to think:

They are afraid, like you, of the mistakes.

Don’t leave me alone with the machine.

 

Grant that the computer works.

Grant that I don’t have to think: it is my fault.

Grant that I can find the right keys.

Grant that I can think:

They are also people, not taller than me.

Grant that they do not forget about themselves and myself.

 

Let me be able to decipher all the manuscripts today.

Let me conjure no disasters.

Let me make no trouble, neither for me nor for the others.

Let me be able to think:

They only want your fingers.

Don’t leave me alone with the machine.

 

Grant that the backup has gone smoothly.

Grant that I can also adapt here.

Grant that there is enough paper.

Grant that I can think:

They only want their regime, their peace of mind, nothing more.

Grant that they have not forgotten their prayers.

 

 

(1989)

FRAUIFESTATION

Auf ihr Frauen, Schwestern, Genossinen!

Seid Frauen der Tat!

Hört auf mit der Frauiküre, beendet das Frauequin-Dasein!

Macht Euch, Frauagerinnen Eures Schicksals, auf ins

Frauöver, denn Ihr müßt Euer Fraudat verteidigen!

Kommt frauigfaltig zusammen!

Wir wollen doch nicht mit Frau und Maus untergehen!

Wir werden uns nicht in gleicher Frauier

entfrauen lassen wie unsere Mütter.

 

Auf Ihr Frauen, Schwestern, Genossinen!

Klettert fraulich aus den Frausarden!

Befraut Euch mit allen Waffen!

Lasst das Wasser nicht frauhoch klettern!

Fraugos, Fraudarinen und Fraudeln ins Müsli!

Macht Euch frauhaft und stark!

Wir wollen mit versammelter Frauschaft kämpfen!

Wir werden uns nicht in gleicher Frauier

entfrauen lassen wie unsere Mütter!

 

Frauchmal hat frau auch ein Nachsehen:

Manipulation, Mangel und Manko dürfen bleiben.

 

Und gegen Männertreu steht Frauenschuh.

 

Frauofrau!

 

 

1985‚ Sprache macht Realität‘. Als alle feministisch denkenden Menschen das deutsche ‚man‘ (3. Person Singular) gegen ‚frau‘ austauschten. Dieser Grundsatz wird hier konsequent angewandt – alle ‚mans‘ werden gegen ‚fraus‘ ausgetauscht und heraus kommt ein Dada-Gedicht.

 

Cannot be translated.

EMAIL-

NACHRICHT

Heute Morgen, in der Inbox, die Nachricht,

An alle, in einem Wust von Belanglosigkeiten.

…..

Heute Morgen, sie betrifft Véronique, die Nachricht.

Véronique? Wie? Ich kannte sie, ja.

…..

Heute Morgen, schwer zu erfassen, die Nachricht,

Nicht gut, nein, aber mochte sie gerne.

…..

Heute Morgen, unwiderruflich, die Nachricht.

Mein Herz. Gefriert. Heute. Morgen. Ãœber. Morgen.

 

Immer wegen der Nachricht.

 

  

(2009)

​

N.B.         Véronique wurde von ihrem Ehemann mit einem Beil ermordet, als sie ihn verlassen wollte. RIP Véronique.

EMAIL-MESSAGE

This morning, in the mailbox, the message,

To all, within a host of trivialities.

…..

This morning, it concerns Véronique, the message,

Véronique? How is that? I knew her, yes.

…..

This morning, difficult to grasp, the message,

Not well, no, but I liked her.

…..

This morning, irrevocable, the message.

My heart. Freezes. Today. Tomorrow. The day after tomorrow.


Always because of the message.

 

(2009)

 

N.B.    Véronique was murdered by her husband with a hatchet when she wanted to leave him. RIP Véronique.

BILDER VON

EXHIBITIONISTEN

Bunt ist das

Buch der Gesichter,

Grell kreischt sein

Unaufhörliches Menschenkarussell.

 

Jede Seite ein nacktes Leben

In Lächelbildern erzählt,

Jede Seite eine kleine Hure

Der Preis ist nur’n Klick.

 

Endlos ist der

Wald der Köpfe,

Laut buhlen sie um

Sekunden, Augen, Blicke.

 

Jede Seite ein Mann, eine Frau, ein Kind

Im Kleinformat entgeheimnisiert,

Jede Seite eine schmucke Fassade

Aus Pixellichtern ohne Substanz.

 

Bunt ist die

Fratze unserer Zeit:

Fremde Freunde – alle

Verbunden, aber nicht in Kontakt.

 

 

(2009)

PICTURES OF EXHIBITIONISTS

Colourful is the

Book of faces,

Starkly screeches its

Incessant human carousel.

 

Each page a naked life

Narrated in smile-images,

Each page a little whore

The price is just a click.

 

Endless is the

Forest of heads,

Loudly they’re courting

Seconds, eyes, views.

 

Each page a man, a woman, a child

De-secreted in small format,

Each page a smart facade

From pixel-lights without substance.

 

Colourful is the

Grimace of our times:

Strange friends – all

Connected, but not in contact.

 

 

(2009)

DAS EWIGE RAD 

(Sisyphos)

Der Alltag - er zählt hundert fade Stunden:

Täglich muss ich lang und weilig duch sie leben

Endlos dreh‘ ich darin meine stummen Runden

Soviel rotes Herzblut muss ich dafür geben.

 

Der Alltag – er wiegt tausend graue Tonnen:

Täglich muss ich sie müh-un-selig tragen

Sie erdrücken meine kleinen Lebenswonnen

Lasten wie starres Blei auf meinem Kragen.

 

Der Alltag – er misst zehntausend zähe Meter:

Täglich muss ich sie schwer-befüssigt geh’n

In winzigen Trippelschritten – und ich zeter‘

– umsonst ich kann nicht bleiben steh’n.

 

Der Alltag – und kaum hat er begonnen -

So ist schon seine weiße Zeit zerronnen

So endlos dreht er sein eisernes Rad.

 

Der Alltag - hab‘ ich was in ihm gewonnen?

Fest hält er mich, er ist mir wohl gesonnen

Ewig ist sein Kreis, er ist uns‘re Gnad‘.

 

 

(2010)

THE ETERNAL WHEEL

(Sisyphus)

​

Everyday Life – it counts a hundred bland hours:

Daily I have to live bored through them as they drag on

Endlessly I make my rounds in them

I have to give so much red heart blood for it.

 

Everyday Life – it weighs a thousand grey tonnes:

Daily I have to strain to carry them

They crush my little pleasures of life

Weigh like rigid lead on my collar.

 

Everyday Life – it measures ten-thousand arduous metres:

Daily I have to walk them on heavy feet

In tiny pattering steps – and I vociferate

– in vain – I cannot stand still.

 

Everyday Life – and it has hardly begun -

And so quickly its white time has already faded away

And infinitely it turns its iron wheel.

 

Everyday Life – have I gained anything in it?

It holds me tight, it is well-disposed to me

Eternal is its circle, it is our mercy.

 

 

(2010)

BÃœRO

SOMMER

Viel früher schließen heut‘ die grauen Tagewerke -

Die Luft ist kunterbunt und riecht nach rosigem Wein

Kleidchen schwirr’n, Ventilatoren sausen volle Stärke

Die Jahreszeit läßt alle uns’re Fünfen gerade sein.

 

Fedrige Herzen tanzen unter Feierabend’s Sonne

Von Vier bis mitten in die samtig-laue Nacht hinein

Winters wogen sie noch eine ganze bleierne Tonne

Die Saison wirft Leichtigkeit in unser schnödes Sein.

 

Papierne Lampions sind aufgereiht zur farbigen Kette

Gelb, rot, pink, orange beleuchten sie die Juninacht

Gesichter spieg’ln sich in der Gläser kühlen Glätte

's ist die ganze Stadt, die auf Terrassen wacht.

 

Der triste Alltag macht im Sommer eine blaue Pause

Unser Leben tickert sacht und unbeschwert dahin

's sprudelt, perlt und schmeckt nach süßer Brause

Helle azurblaue Sprenkel flackern mediterran darin.

 

 

(2012)

​

OFFICE SUMMER

Today the grey day-works close much earlier -

The air is colourful and smells of rosy wine

Skimpy dresses flapping, ventilators running at full speed

The season is turning a blind eye to dull work.

 

Feathery hearts are dancing under off-hours sun

From four until the middle of the velvety-balmy night

During winter they still weighed a whole leaden tonne

The season is throwing lightness into our miserable being.

 

Paper lampions have been arrayed into a colourful chain

Yellow, red, pink, orange – they illuminate the June night

Faces are being reflected in the glasses‘ cool sleekness

The entire town is awake, sitting at terraces.

 

In summer, drab quotidian life is on a duvet day

Our life ticks gently and jauntily ahead

It bubbles, it fizzes and tastes of sweet lemonade

Light azure speckles are glinting Mediterranean therein.

 

 

(2012)

ALLER

TAGE

MASKEN

Die steifen Masken, die wir alle, alle tragen

Nur im Karneval - da legen wir sie ab –

Täglich bedecken wir damit ohne Klagen

's Gesicht, doch die Züge zieh’n sie herab.

 

Die Alltagsmasken sind aus Vinyl, aus Plastik

Das Atmen machen sie uns oft leider schwer

Ihr Gewicht bedrückt uns – es ist kopflastig

Wie kommt’s? Von innen sind sie völlig leer.

 

Vergrätzen tun sie unser allerselbstes Antlitz

Auf immer bleiben ihre Spuren eingebrannt –

Eine eig'ne Mine wird immer mehr zum Witz

Ihr innerster Kern bleibt alsbald unerkannt.

 

Nur der bunte Karneval – er demaskiert uns

Wir sind wieder ähnlich: dem unsrigen Ich

Sind Prinzessin, Clown und Hinzens Kunz -

Das Untere der Alltagsmasken wieder erinnerlich.

 

 

(2012)

EVERY DAY’S MASKS

The stiff masks we are all wearing

Only during Carnival – there we take them off –

Day in day out, without complaints, we cover with them

The face, but they pull down its features.

 

The everyday masks are from vinyl, from plastic

Unfortunately, they often impair our breathing

Their weight puts pressure on us – it is top-heavy

How is that? They are completely hollow on the inside.

 

They annoy our most selfest countenance

Their traces will be burnt in forever –

An authentic mien becomes more and more a joke

Its innermost core remains soon afterwards unrecognised.

 

Just the colourful Carnival – it reveals ourselves

We resemble once again: our own ego

Are princess, clown or the butcher, the baker, the candlestick-maker

The underbelly of the everyday masks becomes rememberable again.

 

 

(2012)

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SCHACH DER

SCHWARZEN KÖNIGIN

Die schwarze Königin steht fest im Schach -

Umzingelt ist sie - von des weiβen Königs Bauern.

Weit Ihr eig‘ner König: Er bewohnt Europas Dach;

's sind auch die weiβen Offiziere, die sie belauern.

 

Sie windet sich zu verblieb‘nen offenen Seiten,

Schützt alle schon verwundeten Flanken.

Verdeckt will sie ins übernächste Feld jetzt gleiten

Auch dort errichtet nun der Gegner Schranken.

 

Zwei mächtige Türme eilen ihr zur letzten Rettung –

Von weit her, doch als Offiziere schlag und kräftig.

Befrei`n sie aus der eisenschweren verwickelten Kettung,

Und so freut sie sich übermütig, so ganz heftig.

 

Gewonnen ist das perfide Lebensspiel noch lang' nicht:

Ein Pferd galoppiert zur bedrängten Königin, 's lächelt.

'Führ' mich edle Frau, so ganz allein laß' ich Dich nicht -

Ich will Dir beisteh'n' und Luft’s mit'm Nüstern fächelt.

 

Ein vergessener Läufer wartet in der allerbesten Position,

Eigentlich ist sie eine Läuferin – gewieft und pfeilschnell.

Urplötzlich, so unerwartet steht sie nun zur Disposition -

Die Amazone schützt die Königin, beide strahlen hell.

 

Die schwarzen Bauern sind sich noch nicht sicher,

Ob sie weiter für die dunkle Edeldame kämpfen.

Sie verfall'n der weiβen Offiziere dummem Gekicher,

Die woll‘n ihren wackligen Mut nur weiter dämpfen.

 

Bleibt bei der Frau aus Ebenholz, sie zählt auf Euch alle,

Bleibt, oh, bleibt und springt ihr bei in ihrem tiefen Dunkeln.

Nächtens schreibt sie an Euch - aus ihrer winzigen Falle,

Beschützt sie bitte, hört nicht aufs unsel‘ge Munkeln.

 

Die beschachte Königin huldigt Freunden, bedanket sich:

Bei allen ihren Offizieren und den einzigartigen Getreuen.

Des weißen Königs Armee setzt an zum finalen Stich -

Doch mit Euch all'n wird sie sich am Remis' erfreuen.

 

(Early September 2012)

​

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CHECK THE
BLACK QUEEN

The Black Queen is firmly in check -

Surrounded is she – by the White King’s pawns.

Far away is her own King: he inhabits Europe’s roof;

It’s also the white officers who are stalking her.

 

She squirms towards the squares that are still open,

Protects any already wounded flanks.

Under cover she wants to glide into the square after next,

But there the adversary erects barriers, too.

 

Two mighty rooks hurry to her last minute rescue –

From far, but as officers they are hard-hitting.

Liberate her from the complex chain-up heavy as iron,

And so she is rejoicing, fiercely.

 

The perfidious life-game has not been won by a long shot:

A knight gallops to the embattled Queen, it smiles.

'Guide me, noble woman, I won’t leave you all alone -

I want to stand by you‘, fanning air with his nostrils.

 

A forgotten bishop is waiting in prime position,

Rather a bishopess – smart and fast as an arrow.

Suddenly, so unexpectedly is she at her disposal -

The Amazon protects the Queen, both shine bright.

 

The black pawns are unsure,

Whether they still want to fight fort he dark noblewoman.

They fall for the white officers‘ stupid titter,

They want to subdue her shaky courage only further.

 

Stay with the woman from ebony, she counts on you all,

Stay, oh, stay and come to her defense in her deep darkness.

At night she writes to you – from her tiny trap,

Please protect her, do not listen to the unholy rumours.

 

The Queen in check pays homage to friends, thanks

All her officers and the unique loyalists.

The White King’s army gets into position for the final blow -

But with you all she will be able to delight over a draw.

 

(Early September 2012)

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